Geschichte 
"Vor mehr als hundert Jahren betrieben meine Großeltern Berta und Paul Gärisch ihre Fischerei nahe der Neu Zittauer Spreebrücke und dort war auch ihr Wohnsitz.

In diesem Fischerhaus wurde ich 1934 geboren und verbrachte hier überwiegend meine Kindheit. Ich erinnere mich noch gern, wie die Kunden geduldig auf der langen Bank am Wasser warteten, bis mein Großvater vom Fischfang kam und sie Ihre Fische kaufen konnten.

Das war auch eine Art Tradition, denn beim Warten erfuhr man alle Neuigkeiten aus dem Dorf. Meine Großeltern auf der langen Bank am Wasser!

Paul Geräsch mit einem 1,68m Wels! Auch die sechs Kinder der Fischerfamilie mußten versorgt werden, deshalb wanderte meine Großmutter sogar mit einer Wanne voller Fische auf dem Handwagen bis nach Berlin. die Wade (großes Fischernetz) Zusätzlich vermietete sie ein kleines Zimmer an Sommergäste, um das Einkommen aufzubessern.

Diese und viele Neu Zittauer kamen und halfen auch, wenn das große Netz (die Wade) an Land gezogen wurde. Die Grundlage für den Lebensunterhalt bildeten die damals noch zahlreich vorhandenen Aale, Hechte, Schleie, Quappen, Barsche, Rapfen, Plötzen und Welse. Winteraufnahme der alten Spree Netze der Fischerei Gärisch.

Der Winter war ruhig an der Spree, jetzt mußten die Netze ausgebessert und neue geknippert werden. Für uns Kinder war es eine schöne Zeit, mit dabei in der warmen Stube zu sitzen und den oftmals erfundenen Geschichten der Fischer zu lauschen. Produktionsgenossenschaft Werktätiger Fischer Alte Mügelspree Nach dem Krieg übernahm Sohn Paul, mein Onkel, der etwa 1930 ebenfalls Fischereimeister wurde, die Fischerei und führte den Betrieb später auch zusammen mit seinem Sohn Gerhard als selbstständiges Unternehmen.

Sie waren sehr fleißig, das Geschäft florierte, viele Fische gingen ins Netz. Im Jahr 1958 wurde die Produktionsgenossenschaft Werktätiger Fischer "Alte Müggelspree" gegründet, indem sich die Fischerei Gärisch und zwei weitere Fischereibetriebe zusammenschlossen. Sie bewirtschaften u.a. die Spree bis Hartmannsdorf, den Karutzsee und den Oder-Spree-Kanal.

Mit dem Tod seines Vaters verblieb Gerhard Gärisch als letzter Fischermeister, der allerdings Unterstützung durch zwei starke Frauen hatte - seine Mutter Frieda und seine Ehefrau Christa. Leider verstarb er unerwartet 1971 und hinterließ keine Nachkommen, die den Fischereibetrieb weiterführen konnten. Seine Witwe Christa wohnt noch heute im alten Fischerhaus, aber nichts mehr erinnert an vergangene Zeiten.

Die lange Bank am Wasser wurde durch eine kleine Sitzbank ausgetauscht, die Wiese auf der "grünen Buhne" am Wasser, auf der wir als Kinder spielten und die Sommergäste sich sonnten, ist nun zum Anwohnerparkplatz geworden und die Spree verkrautet immer mehr. Gerhard Gerisch Dampfer nach Hohenbinde Große Motorboote, wie damals der Dampfer nach Hohenbinde, dürfen die Spree nicht mehr befahren, aber Angler kommen noch gern und fangen gelegendlich noch Zander.

Obwohl sich also sehr viel geändert hat, bin ich immer noch gern unten an der Spree und im Januar 2006 war ich sogar mal wieder auf meiner Spree."

Wir möchten uns rechtherzlich für die Bereitstellung der Text- und Bildmaterialien bei Margot Noack bedanken!
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